“Verdammter Mist!“ fluche ich vor mich hin. Mein Zeigefinger parkt auf dem Klingelknopf. Gleich geht sicher die Türe auf und ein genervter Nachbar brüllt mich an – weil er glaubt, ich mache hier Klingelstreiche! Super! Es ist zwei Uhr, mitten in der Nacht. „Biste raus geflogen?“ höre ich eine weibliche Stimme neben mir. Sie kommt auf mich zu – ich bin verwirrt und antworte stockend „Nee, mein Mitbewohner hat meinen Schlüssel und pennt“. Sie quetscht sich an mir vorbei und schließt die Türe auf. Ihre Haare riechen – süßlich. „Bist du neu hier?“ – „Nö, schon was länger, du bist der Typ aus dem Zweiten, oder?“ Ich gehe hinter ihr die Treppe hoch. Im ersten Stock dreht sie sich zu mir um: „Lust auf eine Portion Nudeln und ein Bier?“ – ich überlege kurz, eigentlich hatte ich heute schon genug Bier, aber „Ich komm sowieso nicht rein – wenn´s okay ist?“ – „Klar, sonst hätte ich nicht gefragt!“. Sie schließt die Türe auf. Ihre Wohnung riecht wie sie. Während sie einen Topf mit Wasser auf den Herd stellt, fällt mir auf, wie hübsch sie ist! Warum ist sie mir bisher nie aufgefallen? Mit „Wie heißt du eigentlich?“ reißt sie mich aus meinen Gedanken: „Ali, äh, Ali nennen mich meine Freunde. Eigentlich Gregor, was die Sache nicht besser macht!“. Sie lächelt „Na dann! Setz dich, Ali, magst du ein Bier?“ Ich nicke: „Machst du das öfter, wildfremde Männer mit zunehmen?“. Sie grinst und zwinkert mir zu. „Verbuch das mal unter Nachbarschaftshilfe, okay?“ Ich trommel leise mit meinen Fingern auf den Tisch. Ich bin nervös. Sie kramt in ihrer Tasche nach Zigaretten, zieht ein Päckchen American Spirit hervor, hält sie mir hin „Magst du?“. Ich greife zu, rolle die Zigarette zwischen meinen Fingern und suche verwirrt nach Feuer. „Du bist mir schon aufgefallen!“ sagt sie in die Stille. Verlegen gebe ich ihr Feuer. „Wie heißt du eigentlich?“ stammele ich. Sie geht zum CD-Player, wählt ein Lied aus. „`Suzy is a Headbanger´ von den Ramones! Das ist meine absolute Lieblingsband“ kommentiere ich. Sie lacht – das bezauberndste Lächeln der Welt. Ich lehne mich zurück, denke, das ist meine Frau, ziehe an der Zigarette und danke innerlich meinem Mitbewohner! Ich hab mich verliebt!