Ich stehe an der Bar, schaue in die Runde und sehe ihn! Den Mann, den ich seit langem vermisst habe. Den Mann, von dem ich immer dachte, den gibt es nur im Fernsehen. Den Mann, der einfach da steht, lässig, wie kein anderer und in die Runde blickt, als wäre ihm scheißegal, was der Rest der Welt von ihm denkt. Womöglich denkt er das auch, keine Ahnung! Ich robbe mich langsam in seine Richtung, denke noch kurz drüber nach, ob es jetzt uncool ist, etwas vermessen, oder ob es einfach völlig wurst ist, was er denkt, wenn ich ihn gleich anspreche. Er guckt mich an, blickt mir in die Augen. Er hat auch echt zwei schöne davon und meine Beine werden ganz weich unter mir. Verdammt, ich bin aber auch echt leicht zu beeindrucken. Er guckt weiter, ich denke noch, „Tschuldigung, das ist mein Ausschnitt“, bemerke im nächsten Moment, dass das eigentlich gar nicht so ist, weil ich heute hochgeschlossen trage und dennoch bin ich völlig verwirrt, weil er mich angafft. Jawohl. Nicht anguckt. Nicht anstarrt, sondern ANGAFFT. Plötzlich hebt er seine Hand, reckt zwei Finger in die Höhe und bestellt „Zwei Wodka bitte, einen für die Lady und einen für mich!“. Im ersten Moment denke ich noch – „sorry, aber ich trinke keinen Wodka, auch wenn alle Welt mir erzählt, dass man davon keinen Schädel bekommt, ist mir völlig wurst“. Doch als der Wodka vor mir steht, mich der Typ mit seinen zwei waffenähnlichen Augen anguckt und irgendwie charmant auf seine Art in den Raum schmettert: „Ich bin übrigens ein cooler Typ“, wird mir klar – scheiße und ich bin grade drauf und dran mich schlichtweg einfach zu verknallen. Nur für den Moment, den Augenblick, aber irgendwie hat er schon was, dieser Typ. Von mir aus könnte er ein Bankräuber sein, auch ein Tagedieb oder sonst was, aber er steht einfach nur da, greift nach seinem Glas, hält es in meine Richtung und wir stoßen an. Ich würde mir gerne dieses Grinsen, das wirken muss, als wäre ich ein atomar verseuchtes Karnickel, aus dem Gesicht zaubern, doch es funktioniert nicht. Der Typ ist cool – scheißen cool und nach ein paar weiteren Wodka, ist die Frage des Abends „Gehen wir zu mir, oder zu dir?“ völlig überflüssig. Er nimmt mich in den Arm und ich stimme innerlich ein „JETZT GEHT`S LOS!“ an. Er kommt ganz nah an mein Ohr und flüstert: „Schätzelein – du bist echt ne coole Frau – danke für den Abend. Wir sehen uns!“ Und lässt mich mit einem letzten Augenzwinkern und Oberchecker-Grinsen einfach stehen …