Der Kellner mit seinem italienischen Charme bringt uns das Besteck. Bestellt sind zwei Pizzen. Wir sitzen da, lassen uns die Sonne auf den Kopf scheinen, sprechen über gar nichts. Vielleicht genießen wir den Moment. Vielleicht fällt uns grade auch nur Schwermütiges oder Bezauberndes ein – nichts, was die Situation beschreiben könnte.
Mir schießt in den Kopf, dass ein Hackbraten auch der Hammer wäre, aber in dem Moment kommt die vegetarische Pizza für mich und für dich die mit extra viel scharfer Wurst – weil du einfach ein harter Typ bist. Wir zücken die Messer und während ich noch von meiner Apfelschorle trinke, beginnst du bereits zu säbeln. Dein Tri- und Bizeps ist leicht angespannt, du scheinst mehr zu drücken, als zu schneiden. Das T-Shirt ist fast schon zu eng und ganz ehrlich – gefühlt ist gleich auch der Tisch durch! Der Kellner kommt vorbei, fragt mit seinem unwiderstehlichen Lächeln, ob alles in Ordnung sei. Deine Schweißperlen auf der Stirn versprechen anderes, doch cool gibst du ein „Klar, lecker“ von dir. Ich stelle mich ebenfalls dem Kampf, versuche kurzzeitig die Schneidetechnik noch zu perfektionieren, doch verzweifel auch an der Konsistenz des Pizzabodens. „Der ist sicher bio“ – werfe ich in den Raum, doch du verziehst keine Miene. Die Schweißperlen rinnen über dein Gesicht und ich merke langsam, ich bin auch kurz davor – bewahre noch Contenance, doch während die anderen Gäste entspannt scheinen, säbeln wir weiter.
Ein Tisch nach dem anderen verlässt das Restaurant – nach einer Stunde ist die Pizza erlegt und der rechte Messer-Oberarm zittert – völlig fertig. Der Kellner kommt und fragt, ob wir gerne noch mal das selbe hätten, wäre ja schon fast Abendessenzeit. Ich ziehe ganz unladylike den Atem in die Nase, blicke ihn eindringlich an und zur Stärkung stellt er uns jeweils einen großen Schnaps hin. Ich komme mir latent verarscht vor, warte nur darauf, dass er einen Flyer des Fitnessstudios seines Kumpels zückt und vernichte den extra großen Schnaps in einem Mördertempo, dass er beeindruckt von weiteren Scherzen auf unsere Kosten absieht. Jetzt fehlt eigentlich nur noch, dass „der Pate“ um die Ecke rauscht, uns was von der Messer-Mafia erzählt und meiner männlichen Begleitung die Absolution erteilt „tapferer Schneider“. Doch stattdessen verlassen wir völlig fertig das Restaurant um auch noch zwei Tage später, wie der einarmige Bandit, mit dem linken Arm Griesbrei zu löffeln.